Ende der Einfütterung

Ungewöhnlich lange mussten wir dieses Jahr unsere Bienen einfüttern. Die ungewohnt frühen Trachten dieses Jahr – bedingt durch den etwas seltsamen Jahreswetterverlauf – deuteten klar auf eine lange „Durstperiode“ im Herbst hin.

Daher haben wir dieses Jahr – um die vom Deutschen Imkerbund für 2018 empfohlene Menge an Wintervorräten anzulegen – noch bis in den Oktober hinein sowohl Futterteig als auch Flüssigfutter in Form von Zuckersirup verabreicht.

Mit einem gemischten Gefühl gehen wir daher nun in den Winter, denn so seltsam es klingen mag, die aktuell immer noch milden Temperaturen und die anstehende, erneute Wärmewelle sind nicht zwingend ideal für die Bienen.

Zum einen findet sich immer noch genug Pollen in der Umgebung, so dass sowohl Temperaturen als auch Futterangebot die Stöcke dazu veranlassen, ihre Königin weiterhin Eier legen zu lassen – „stiften“, wie es der Imker nennt, da die Eier wie winzig kleine Reiskörner aussehen. Diese Brut möchte gewärmt werden, und dazu benötigen die Heizerbienen Futter….welcher eigentlich für die Wärmung der Bienenkugel im Winter wichtig ist, in deren Mitte die Königin den Winter versucht zu überstehen. Zum anderen müssen die Winterbienen – welche weitaus größer „gemästet“ werden als die Sommerbienen – auf einmal mehr Arbeit verrichten als gedacht. Sommerbienen werden in der Regel ca. 30 Tage alt. Sie sterben aber keinen Alterstod, sondern arbeiten sich im wahrsten Sinne des Wortes zu tode. Ein Grund, warum wir jedes Tröpfchen Honig wertschätzen sollten.

Die Winterbienen jedoch sind dafür auserkoren, möglichst viel Masse anzusammeln, und in der Winterkugel möglichst viel Wärme spenden zu können, und das lange. Winterbienen können bis zu drei Monate alt werden, sofern sie nicht zu viel arbeiten müssen.

Der weitaus gefährlichste Einflussfaktor für die Bienen bei diesem milden Herbst ist jedoch ein ganz anderer: die hier schon oft beschriebene Varroa-Milbe, lat. Varroa destructor. Die für die Bienen tödliche Milbe pflanzt sich ausschließlich über die Brut der Bienen fort. Solange ein Volk brütet, um so größer wird die Milbenpopulation. Im Frühjahr und Sommer um so stärker, da hier Drohnen erbrütet werden, welche von der Milbe um den Faktor zwei bis vier stärker befallen werden als die weiblichen Arbeiterinnen. Solange ein Bienenvolk also brütet, verstärkt sich der Varroa-Druck auf das Volk.

In einem idealen Jahr wird die Varroa-Milbe nach dem Abschleudern des Honigs – meißt im August – mit verschiedenen Mitteln verdrängt. Wir nutzen dafür die gängige Behandlung der Bienen mit Ameisensäure, wie in anderen Beiträgen beschrieben. Die Säure schädigt die Bienen nur schwach, veräzt aber die Atemapparate der Milben. Sie kommt jedoch nur bedingt in die aktuell verschlossene Brut, sprich die nächste Generation der Milben ist davon nur schwach beeindruckt.

Im Herbst und Winter, sobald Minustemperaturen herrschen, geht ein Bienenvolk aus der Brut heraus, sprich die Königin legt keine Eier mehr. Herrschen also drei Wochen dauerhaft Minus- oder nahezu Minustemperaturen, kann man als Imker sicher davon ausgehen, daß keine Brut mehr im Stock vorhanden ist (drei Wochen ist die maximale Brutzeit einer Winterbiene). Man kann also davon ausgehen, daß die restlichen Milben nun ausschließlich auf den Bienen sitzen. Daher wird tief im Winter ein einziges mal der Bienenstock geöffnet, um die Bienen ein letztes Mal im Jahr gegen die Milbe zu behandeln. Hierzu wird bspw. eine Mischung aus Puderzucker und Oxalsäure auf die Bienen geträufelt – welche jetzt bereits in einer festen „Winterkugel“ sitzen, die Königin tief in der Mitte, wo es am wärmsten ist. Der Puderzucker regt einen Putzreiz ein, so daß benachbarte Bienen die beträufelten putzen, und sich somit die Oxalsäure – welche ebenfalls tödlich für die Milben ist – so gut es geht verbreitet, um den Großteil der nun aufsitzigen Milben abzutöten.

Die Bienenkugel selbst folgt übrigens dem typischen Rennradfahr-Prinzip: die äußersten Bienen, welche am stärksten von der Kälte getroffen werden, versuchen so lange es geht auszuhalten, und dann weiter ins innere der Kugel zurück zu kehren, wo sie neue Nahrung aufnehmen, um wieder durch Muskelvibrationen Wärme zu erzeugen….sobald sie wieder in den äußeren Schichten der Kugel an der Reihe sind. Nach und nach gibt es hier natürlich einen Totenfall, daher ist ein erfolgreiches Überwintern eines Bienenvolkes immer von dessen Stärke (damit der Totenfall nicht irgendwann die Bienenkugel so klein werden lässt, daß die Konigin unterkühlt), dem Futtervorrat (damit genug Futter da ist, damit die Bienenkugel Wärme erzeugen kann) und dem Varroabefall ab (damit die vorhandenen Bienen möglichst gesund und nicht stark geschwächt sind).

Ein milder Herbst und Winter kann daher schnell dazu führen, daß die Völker mit einem erhöhten Varroadruck in das nächste Bienenjahr starten müssen, da zu lange gebrütet wurde.

Wir hoffen daher inständig, daß in den kommenden Wochen es endlich mal November-Temperaturen gibt….Sie mögen es uns verzeihen :)

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar